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Ratschläge für Eltern, wie sie Kleinkindern nach traumatischen Ereignissen helfen können

Wenn Ihr Kind Schlafschwierigkeiten hat, nicht ins Bett gehen möchte, nicht alleine schlafen möchte oder nachts schreiend aufwacht.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Wenn Kinder verängstigt sind, wollen sie mit Menschen zusammen sein, die ihnen helfen, sich sicher zu fühlen. Sie sind beunruhigt, wenn sie nicht mit Ihnen zusammen sein können.
  • Wenn Sie und Ihr Kind während des traumatischen Ereignisses getrennt waren, kann das Kind allein durch das Zubettgehen an diese Trennung erinnert werden.
  • Schlafenszeit ist eine Zeit, in der Erinnerungen aufsteigen, weil wir nicht mit anderen Dingen beschäftigt sind. Kinder träumen häufig von Dingen, vor denen sie sich fürchten, und haben deshalb Angst, schlafen zu gehen.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Wenn Sie möchten, lassen Sie Ihr Kind bei sich schlafen. Sagen Sie ihm, dass dies jetzt ausnahmsweise so ist.
  • Halten Sie eine Schlafengeh-Routine ein: eine Geschichte, ein Gebet, Kuschelzeit. Beschreiben Sie diese Routine (jeden Tag), sodass das Kind weiß, was es erwarten kann.
  • Halten Sie es und sagen Sie, dass es sicher ist, dass Sie da sind und dass Sie es nicht verlassen. Haben Sie Verständnis, da es nicht mit Absicht schwierig ist. Wenn das Kind sich wieder sicherer fühlt, wird es besser schlafen. Das braucht aber Zeit.

Wenn Ihr Kind sich sorgt, dass mit Ihnen etwas Schlimmes passieren wird.

(Möglicherweise haben Sie auch derartige Sorgen.)

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Es ist normal, solche Ängste zu haben, nachdem man einer Gefahr ausgesetzt war.
  • Diese Ängste können noch stärker sein, wenn Ihr Kind während des traumatischen Ereignisses von geliebten Menschen getrennt war.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Erinnern Sie Ihr Kind und sich selbst daran, dass Sie zurzeit in Sicherheit sind.
  • Wenn Sie nicht sicher sind, erklären Sie Ihrem Kind, was Sie alles tun, um in Sicherheit zu kommen.
  • Machen Sie sich einen Plan, wer für Ihr Kind sorgen wird, wenn irgendetwas mit Ihnen passiert. Das hilft Ihnen vielleicht, sich selbst zu beruhigen.
  • Unternehmen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind angenehme Dinge. Ihr Kind kann dann einfacher seine Sorgen vergessen.

Wenn Ihr Kind immer dann weint oder klagt, wenn Sie es verlassen, auch wenn Sie nur ins Badezimmer gehen. Wenn Ihr Kind es nicht erträgt, von Ihnen getrennt zu sein.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Kinder, die noch nicht sprechen oder sagen können, was sie empfinden, zeigen ihre Angst, indem sie sich anklammern oder weinen.
  • Abschiede erinnern Ihr Kind möglicherweise an eine Trennung während des traumatischen Ereignisses.
  • Ihr Kind reagiert auch körperlich auf die Trennung (sein Magen zieht sich zusammen, sein Herz schlägt schneller). Irgendetwas in seinem Innern sagt: „Oh nein, ich darf sie nicht verlieren!“
  • Ihr Kind versucht nicht, Sie zu manipulieren oder zu kontrollieren. Es hat Angst.
  • Es bekommt möglicherweise auch Angst, wenn andere Menschen (nicht Sie) weggehen. Es hat allgemein Angst bei Trennungen.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Versuchen Sie, bei Ihrem Kind zu bleiben und vermeiden Sie Trennungen.
  • Bei kurzen Trennungen (Einkauf, Bad) helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie seine Gefühle benennen und die Gefühle mit dem erklären, was es erlebt hat. Teilen Sie ihm mit, dass Sie es lieben und dass diese Trennung etwas anderes ist und Sie bald wieder da sein werden: „Du bist so verängstigt. Du möchtest nicht, dass ich gehe, weil du nicht wusstest, wo ich war, als ich damals weggegangen bin. Dieses Mal ist es anders und ich werde bald zurück sein.“
  • Lassen Sie Ihr Kind bei längeren Trennungen bei bekannten Menschen. Sagen Sie ihm, wohin Sie gehen, warum Sie gehen und wann Sie zurückkommen werden. Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass Sie an es denken werden. Hinterlassen Sie ein Foto oder etwas von Ihnen und rufen Sie an, wenn es möglich ist. Wenn Sie zurückkommen, sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie es vermisst haben, dass Sie an es gedacht haben und dass Sie zurückgekommen sind. Sagen Sie das immer wieder.

Wenn Ihr Kind Schwierigkeiten mit dem Essen hat, zu viel isst oder sich weigert zu essen.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Stress beeinflusst Ihr Kind vielfältig, auch seinen Appetit.
  • Es ist wichtig, dass Ihr Kind gesund isst. Wenn Sie jedoch zu stark auf das Essen schauen, kann das Stress und Spannung in Ihre Beziehung bringen.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Bleiben Sie ruhig. Sobald das Kind weniger Stress hat, wird es wahrscheinlich auch wieder normal essen. Zwingen Sie Ihr Kind nicht, etwas zu essen.
  • Essen Sie mit Ihrem Kind zusammen. Gestalten Sie das gemeinsame Essen freundlich und entspannend.
  • Halten Sie gesunde kleinere Mahlzeiten bereit. Kleine Kinder essen oft zwischendurch.
  • Wenn Sie besorgt sind oder Ihr Kind erheblich an Gewicht verliert, suchen Sie einen Kinderarzt auf.

Wenn Ihr Kind nicht fähig ist, das zu tun, was es sonst tut (wie das Töpfchen benutzen). Wenn Ihr Kind nicht wie üblich spricht.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Wenn kleine Kinder belastet oder verängstigt sind, verlieren sie oft zeitweise Fähigkeiten oder Fertigkeiten, die sie schon gelernt hatten.
  • Damit teilen uns kleine Kinder mit, dass etwas mit ihnen nicht stimmt und dass sie unsere Hilfe brauchen.
  • Es kann Ihr Kind beschämen und verwirren, wenn es plötzlich nicht mehr das kann, was es schon einmal gelernt hatte (z. B. wenn es nachts wieder ins Bett macht). Eltern sollten verständnisvoll und unterstützend reagieren.
  • Ihr Kind tut das nicht mit Absicht.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Vermeiden Sie Kritik. Ihr Kind bekommt dann nur noch mehr Angst, dass es das Verhalten nie lernen wird.
  • Zwingen Sie Ihr Kind zu nichts. Das führt nur zu einem Machtkampf.
  • Schauen Sie nicht auf das, was Ihr Kind nicht kann (wie das Töpfchen zu nutzen). Helfen Sie Ihrem Kind, sich verstanden, akzeptiert, geliebt und unterstützt zu fühlen.
  • Sobald Ihr Kind sich sicherer fühlt, wird es die verloren gegangenen Fähigkeiten wiedererlangen.

Wenn Ihr Kind rücksichtslos ist und gefährliche Dinge unternimmt.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Es mag unverständlich klingen, aber wenn Kinder sich nicht sicher fühlen, tun sie gefährliche Dinge.
  • Mit seinem Verhalten drückt Ihr Kind aus, dass es Sie braucht. Es möchte, dass Sie ihm zeigen, dass es Ihnen wichtig ist, indem Sie sich um seine Sicherheit kümmern.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sicher ist. Wenn Ihr Kind gefährliche Dinge unternimmt, gehen Sie ruhig auf das Kind zu, nehmen Sie es und halten Sie es, wenn es notwendig ist.
  • Sagen Sie Ihrem Kind, dass das, was es gerade tut, gefährlich ist. Sagen Sie ihm, dass es Ihnen wichtig ist und dass Sie nicht wollen, dass ihm irgendetwas passiert.
  • Zeigen Sie Ihrem Kind andere, positivere Verhaltensweisen, wie es Ihre Aufmerksamkeit bekommen kann.

Wenn Ihr Kind von Dingen verängstigt ist, die es vorher nicht geängstigt haben.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Kleine Kinder glauben, dass ihre Eltern allmächtig sind und dass sie es vor allem beschützen können. Dieser Glaube hilft ihnen, sich sicher zu fühlen.
  • Das traumatische Ereignis hat diesen Glauben erschüttert. Die Welt wird dadurch für das Kind bedrohlicher.
  • Ihr Kind kann durch viele Dinge an das traumatische Ereignis erinnert werden (Regen, Nachbeben, Krankenwagen, schreiende Menschen, ein ängstlicher Blick von Ihnen). Alle diese Dinge können es ängstigen.
  • Das ist nicht Ihr Fehler – der Grund ist das traumatische Ereignis.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Wenn Ihr Kind verängstigt ist, sprechen Sie mit ihm darüber, wie Sie ihm Sicherheit geben können.
  • Wenn Ihr Kind an das traumatische Ereignis erinnert wird und besorgt ist, dass so etwas wieder geschieht, erklären Sie ihm, dass das, was heute geschieht (wie schreiende Menschen), etwas anderes ist als das, was während des traumatischen Ereignisses passiert ist.
  • Wenn Ihr Kind über Monster spricht, helfen Sie ihm, diese Monster zu verjagen: „Haut ab, ihr Monster. Quält mein Kind nicht! Ich werde die Monster erschrecken und ich werde ihnen Angst einjagen und sie werden fliehen: Buh!“
  • Ihr Kind ist zu jung, um zu verstehen, dass Sie es in der traumatischen Situation geschützt haben. Sie sollen sich aber daran erinnern, was Sie Gutes getan haben.

Wenn Ihr Kind aufgedreht ist, nicht still sitzen und sich nicht auf eine Sache konzentrieren kann.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Angst macht nervös und steckt auch in unseren Körpern.
  • Manchmal gehen Erwachsene auf und ab, wenn sie besorgt sind. Kleine Kinder rennen, springen und zappeln.
  • Wenn unser Kopf voller negativer Dinge ist, ist es schwer, etwas anderem Aufmerksamkeit zu schenken.
  • Einige Kinder sind auch von Natur aus aktiver als andere.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Helfen Sie Ihrem Kind, seine Gefühle (Angst, Ärger) zu verstehen. Versichern Sie ihm, dass es in Sicherheit ist.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, seine Nervosität durch körperliche Übungen abzubauen (dehnen, laufen, Sport machen, tief und langsam atmen).
  • Setzen Sie sich zusammen und beschäftigen Sie sich mit etwas, das Ihnen beiden Spaß macht (Ball spielen, Bücher lesen, spielen, malen). Auch wenn Ihr Kind nicht aufhört herumzurennen, hilft ihm das.
  • Wenn Ihr Kind von Natur aus aktiv ist, schauen Sie auf das Positive daran. Denken Sie an die Energie, die Ihr Kind hat, um Dinge zu tun und finden Sie Aktivitäten, die seinen Bedürfnissen entsprechen.

Wenn Ihr Kind gewalttätig spielt.

Wenn Ihr Kind immer wieder über das traumatische Ereignis und die schlimmen Dinge, die es gesehen hat, spricht.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Kleine Kinder drücken sich oft durch ihr Spiel aus. Gewalttätiges Spielen kann ihre Art sein, uns zu sagen, wie chaotisch Dinge waren oder sind und wie sie sich im Innern fühlen.
  • Während Ihr Kind über das spricht, was passiert ist, können starke Gefühle bei Ihnen und Ihrem Kind aufsteigen (Angst, Traurigkeit oder Wut).

Was Eltern tun oder sagen können

  • Wenn Sie es aushalten können, hören bzw. schauen Sie Ihrem Kind zu, wenn es das ausspricht bzw. im Spiel darstellt.
  • Sobald Ihr Kind spielt, beobachten Sie die Gefühle, die es hat, und helfen Sie ihm, indem Sie diese benennen. Seien Sie für Ihr Kind da, um es zu unterstützen (in den Arm nehmen, beruhigen).
  • Wenn Ihr Kind allzu aufgebracht ist, sich verschließt oder die gleiche erschütternde Szene immer wieder spielt, helfen Sie ihm dabei, sich zu beruhigen, sich sicher zu fühlen, und überlegen Sie, ob Sie nicht professionelle Hilfe brauchen.

Wenn Ihr Kind jetzt sehr fordernd und beherrschend ist.

Wenn Ihr Kind eigensinnig zu sein scheint und darauf beharrt, dass die Dinge nur auf seine Art gemacht werden dürfen.

Wie kann ich mein Kind verstehen?

  • Kinder sind im Alter zwischen 18 Monaten und 3 Jahren sehr fordernd.
  • Das kann anstrengend sein, ist aber normal. Es hilft den Kindern zu lernen, dass sie wichtig sind und dass sie Dinge beeinflussen können.
  • Wenn Kinder sich nicht sicher fühlen, werden sie möglicherweise beherrschender als üblich. Das ist eine Art, mit Angst umzugehen. Kinder wollen damit ausdrücken: „Dinge laufen so chaotisch, ich brauche Kontrolle über irgendetwas!“

Was Eltern tun oder sagen können

  • Erinnern Sie sich daran, dass Ihr Kind normalerweise nicht beherrschend oder schlecht ist. Es ist aber möglicherweise gerade jetzt anstrengend, weil es sich unsicher fühlt.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind Kontrolle über kleine Dinge hat. Lassen Sie es entscheiden, was es isst oder anzieht, spielt oder liest. Wenn es Kontrolle über kleine Dinge hat, kann das dazu führen, dass es sich besser fühlt. Lassen Sie Ihr Kind einerseits gewähren, schaffen Sie aber auf der anderen Seite Routine und Struktur, an die es sich halten soll. Es geht um eine gute Balance. Ihr Kind wird sich auch unsicher fühlen, wenn es alles bestimmen kann.
  • Bestärken Sie Ihr Kind, wenn es neue Dinge ausprobiert. Es kann auch zum Beispiel dadurch das Gefühl von Kontrolle bekommen, dass es alleine seine Schuhe anzieht, ein Puzzle macht oder sich alleine Saft eingießt.

Kontakt

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Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)

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