vorschule.jpg

Ratschläge für Eltern, wie sie Vorschulkindern nach traumatischen Ereignissen helfen können

Verhalten des Kindes: Hilflosigkeit und Passivität

Kleine Kinder wissen, dass sie sich nicht selbst beschützen können. Wenn ein Unglück geschieht, fühlen sie sich noch hilfloser. Sie wollen sich sicher sein, dass ihre Eltern sie beschützen können. Möglicherweise drücken sie das dadurch aus, dass sie ungewöhnlich ruhig oder nervös sind.

Reaktion der Eltern

  • Bieten Sie Ihrem Kind Trost, Erholung, Essen und Trinken sowie Gelegenheiten zum Spielen und Malen an.
  • Schlagen Sie Möglichkeiten vor, wie spontane Zeichnungen oder Spiele, über die das traumatische Ereignis so verändert werden kann, dass Ihr Kind sich sicherer und besser fühlt.
  • Versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie und andere Erwachsene es beschützen werden.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Umarmen Sie Ihr Kind häufiger, halten Sie öfter seine Hand und lassen Sie es häufiger auf Ihrem Schoß sitzen.
  • Sorgen Sie dafür, dass es einen besonderen geschützten Ort gibt, an dem Ihr Kind unter Beaufsichtigung spielen kann.
  • Im Spiel einer Vierjährigen werden die Hausmauern aus Bauklötzen immer wieder vom Feuer umgeworfen. Als sie gefragt wird: „Kannst du die Mauern des Hauses so bauen, dass sie dem Feuer standhalten?“, baut das Mädchen schnell eine doppelt so dicke Mauer und sagt: „Das Feuer wird uns nicht kriegen.“ Eltern könnten darauf antworten:„Diese Mauer ist wirklich stark“, und erklären: „Wir tun viele Dinge, um in Sicherheit zu sein.“

Verhalten des Kindes: generelle Ängstlichkeit

Kleine Kinder können mehr Angst davor entwickeln, alleine zu sein, im Ba-dezimmer zu sein, ins Bett zu gehen oder in einer anderen Weise von ihren Eltern getrennt zu sein. Kinder wollen glauben, dass ihre Eltern sie in allen Situationen beschützen können und dass andere Erwachsene, wie Erziehe-rinnen oder Polizisten da sind, um ihnen zu helfen.

Reaktion der Eltern

  • Seien Sie Ihrem Kind gegenüber so gelassen wie möglich. Versuchen Sie, Ihre eigenen Ängste nicht vor Ihrem Kind zu zeigen.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, erneut darauf zu vertrauen, dass Sie es nicht verlassen werden und dass Sie es beschützen können.
  • Erinnern Sie Ihr Kind daran, dass es Menschen gibt, die sich darum kümmern, Familien zu beschützen, und dass Ihre Familie weitere Hilfe erhalten kann, wenn es nötig ist.
  • Wenn Sie fortgehen, versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie zurückkehren werden. Geben Sie in verständlichen Worten eine realistische Zeit an, wann Sie wiederkommen werden, und seien Sie pünktlich.
  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, seine Ängste mitzuteilen.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht zufällig Ihre Ängste und Sorgen mithört, wenn Sie telefonieren oder mit anderen sprechen.
  • Sagen Sie Dinge wie: „Wir sind jetzt in Sicherheit und die Leute strengen sich sehr an, um sicher zu sein, dass es uns gut geht.“
  • Sagen Sie: „Komm zu mir und nimm meine Hand, wenn du Angst hast. Dann weiß ich, dass du mir etwas sagen willst.“

Verhalten des Kindes: Unklarheit darüber, ob die Gefahr vorüber ist

Kleine Kinder können Dinge von Erwachsenen oder anderen Kindern mit anhören oder im Fernsehen sehen oder sich Dinge vorstellen, die sie glauben lassen, dass alles noch einmal geschieht. Sie nehmen manchmal auch an, dass eine Gefahr in ihrer Nähe ist, auch wenn ein Ereignis weit entfernt passiert ist.

Reaktion der Eltern

  • Geben Sie wiederholt einfache Erklärungen, wenn nötig auch jeden Tag. Wählen Sie Worte, die Ihr Kind versteht.
  • Finden Sie heraus, welche anderen Wörter und Erklärungen Ihr Kind gehört hat und beheben Sie Unklarheiten und Missverständnisse.
  • Wenn Sie außer Gefahr sind, ist es wichtig, Ihrem Kind zu erklären, dass die Gefahr nicht in Ihrer Nähe ist.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Erklären Sie Ihrem Kind wiederholt, dass Sie das gefährliche Gebiet verlassen haben.
  • Zeigen Sie ihm auf einer Landkarte oder zeichnen Sie auf, wie weit Sie vom Unglücksgebiet entfernt sind und dass Sie in Sicherheit sind: „Siehst du? Das Unglück war dort, aber wir sind jetzt hier, weit davon entfernt, an einem sicheren Ort.“

Verhalten des Kindes: Rückkehr zu früherem Verhalten

Daumenlutschen, Bettnässen, Babysprache, Wunsch, auf dem Schoß zu sitzen.

Reaktion der Eltern

  • Verhalten Sie sich so neutral oder sachlich wie möglich. Dieses Verhalten Ihres Kindes kann nach dem Unglück noch eine Weile bestehen.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Wechseln Sie die Kleidung und die Bettwäsche ohne Kommentar, wenn Ihr Kind das Bett einnässt. Lassen Sie nicht zu, dass jemand Ihr Kind deshalb kritisiert oder beschämt.

Verhalten des Kindes: Angst davor, dass die Gefahr zurückkehrt

In Situationen, in denen sich das Kind an das Unglück erinnert – durch Dinge, die es sieht, hört oder spürt.

Reaktion der Eltern

  • Erklären Sie den Unterschied zwischen dem Ereignis und den Erinnerungen daran.
  • Schützen Sie Ihr Kind soweit es geht vor Dingen, die es an das Unglück erinnern.

Was Eltern tun oder sagen können

  • „Obwohl im Kamin ein Feuer brennt, bedeutet das nicht, dass unser Haus wieder abbrennt. Wir kontrollieren dieses Feuer. Es ist viel schwächer als damals und kann keinen Schaden anrichten.“
  • Bewahren Sie Ihr Kind davor, im Fernsehen, im Radio oder im Internet von der Katastrophe zu hören oder Bilder zu sehen, die Ängste an ein erneutes Unglück auslösen können.

Verhalten des Kindes: Schweigen

Das Kind schweigt oder hat Schwierigkeiten, zu sagen, was es bedrückt.

Reaktion der Eltern

  • Beschreiben Sie Gefühle, die Kinder in dieser Situation haben können, wie Wut, Traurigkeit oder Sorge um die Sicherheit von Eltern, Freunden und Geschwistern.
  • Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Reden, aber lassen Sie es wissen, dass es jederzeit mit Ihnen sprechen kann.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Malen Sie einfache „Smileys“ für verschiedene Gefühle auf Papier auf. Erzählen Sie eine kurze Geschichte zu jedem Gesicht, wie „Erinnerst du dich daran, als du die ersten Flammen gesehen hast und solch ein besorgtes Gesicht gemacht hast?“
  • Sagen Sie etwas wie: „Kinder können sehr traurig sein, wenn ihr Zuhause kaputtgegangen ist.“
  • Stellen Sie Spiel- und Bastelmaterialien zur Verfügung, damit Ihr Kind sich ausdrücken kann. Benutzen Sie Emotionswörter, um herauszufinden, wie Ihr Kind sich fühlt: „Das ist ein wirklich unheimliches Bild. Hattest du Angst, als du das Feuer gesehen hast?“

Verhalten des Kindes: Schlafstörungen

Angst davor, nachts alleine zu sein oder alleine zu schlafen, aus dem Schlaf aufschrecken oder Albträume haben.

Reaktion der Eltern

  • Versichern Sie Ihrem Kind, dass es in Sicherheit ist. Versuchen Sie, beim Zubettgehen einen Moment zu schaffen, in dem Sie ganz ruhig mit Ihrem Kind zusammen sind.
  • Wenn möglich, lassen Sie Ihr Kind bei gedämpftem Licht oder für eine begrenzte Zeitspanne bei Ihnen im Bett schlafen.
  • Manche Kinder brauchen eine Erklärung dafür, was der Unterschied zwischen Traum und Realität ist.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind vor dem Zubettgehen nur beruhigende Dinge tut. Erzählen Sie eine Lieblingsgeschichte mit beruhigendem Inhalt.
  • Sagen Sie zur Schlafenszeit: „Du kannst heute Nacht bei uns schlafen, aber morgen schläfst du in deinem eigenen Bett.“
  • Erklären Sie: „Erinnerungen an schreckliche Dinge können noch lange zu Albträumen führen, auch wenn die Dinge jetzt nicht mehr passieren.“

Verhalten des Kindes: Unverständnis für den Tod

Vorschulkinder verstehen nicht, dass der Tod nicht rückgängig gemacht werden kann. Sie besitzen ein „magisches Denken“, das heißt, sie können glauben, dass ihre Gedanken den Tod verursacht haben. Bereits der Verlust eines Haustieres kann für ein Kind sehr hart sein.

Reaktion der Eltern

  • Geben Sie altersangemessene logische Erklärungen über die Realität des Sterbens – es verhindert falsche Hoffnungen.
  • Spielen Sie die Gefühle Ihres Kindes nicht herunter, auch wenn es nur um den Verlust eines Haustieres oder eines besonderen Spielzeugs geht.
  • Achten Sie auf Hinweise darauf, was Ihr Kind wissen möchte. Antworten Sie auf eine verständliche, einfache Art und fragen Sie Ihr Kind, ob es noch mehr wissen möchte.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, an gesellschaftlichen oder religiösen Trauerritualen teilzunehmen.
  • Helfen Sie Ihrem Kind, seinen eigenen Weg des Abschieds zu finden, z. B. indem es eine schöne Erinnerung aufzeichnet, eine Kerze anzündet oder ein Gebet für Verstorbene spricht.
  • „Nein, Opa wird nicht zurückkommen, aber wir können an ihn denken und über ihn sprechen und uns an ihn erinnern.“
  • „Niemand konnte Opa retten. Es war nicht dein Fehler. Ich weiß, du vermisst ihn sehr.“

Kontakt

Gerne können Sie uns unter nachfolgendem Kontakt eine Nachricht zukommen lassen:

Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)

Klosterstraße 64, 10179 Berlin

E-Mail: info@bptk.de

Tel.: 030 278785-0