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Ratschläge für Eltern, wie sie Jugendlichen nach traumatischen Ereignissen helfen können

Verhalten des Jugendlichen: Distanzierung, Scham- und Schuldgefühle

Reaktion der Eltern

  • Schaffen Sie eine sichere Situation, um mit dem Jugendlichen über das traumatische Ereignis und seine Gefühle zu sprechen.
  • Betonen Sie, dass diese Gefühle normal sind. Korrigieren Sie übermäßige Gefühle der eigenen Verantwortlichkeit und Schuld durch eine realistische Sichtweise dessen, was wirklich hätte getan werden können.

Was Eltern tun oder sagen können

  • „Viele Jugendliche – und Erwachsene – fühlen sich wie du, sie sind wütend und geben sich selbst die Schuld dafür, dass sie nicht mehr tun konnten. Du hast keine Schuld.“

Verhalten des Jugendlichen: verändertes Bild von sich selbst

Der Jugendliche hat das Gefühl, außerordentlich verletzlich zu sein und als unnormal abgestempelt zu werden.

Reaktion der Eltern

  • Helfen Sie dem Jugendlichen zu verstehen, dass diese Gefühle normal sind.
  • Fördern Sie Beziehungen zu Familienangehörigen und Gleichaltrigen, um in der Zeit nach dem Unglück die nötige Unterstützung zu haben.

Was Eltern tun oder sagen können

  • „Ich habe mich genauso gefühlt. Ich hatte Angst und fühlte mich hilflos. Die meisten Menschen fühlen sich so, wenn ein Unglück geschieht, selbst wenn sie nach außen ruhig wirken.“
  • „Mein Handy funktioniert wieder. Warum versuchst du nicht, ob du Peter erreichen kannst, um zu hören, wie es ihm geht?“
  • „Vielen Dank, dass du mit deiner kleinen Schwester gespielt hast. Es geht ihr jetzt schon viel besser.“

Verhalten des Jugendlichen: risikoreiches Verhalten

Missbrauch von Alkohol und Drogen, unfallträchtiges Verhalten.

Reaktion der Eltern

  • Helfen Sie dem Jugendlichen zu verstehen, dass solche Verhaltensweisen eine gefährliche Art und Weise sind, starke Gefühle (wie Wut) auszudrücken, weil sie schlimme Folgen haben können.
  • Beschränken Sie den Zugang zu Alkohol und Drogen.
  • Bitten Sie den Jugendlichen, Ihnen zu sagen, wo er hingeht und was er tun möchte. Diese zusätzliche Kontrolle in der Zeit nach dem Unglück sollte nur vorübergehend sein.

Was Eltern tun oder sagen können

  • „Viele Jugendliche – und manche Erwachsene – verhalten sich nach so einem Unglück unkontrolliert und sind wütend. Sie glauben, dass Alkohol oder Drogen ihnen irgendwie helfen werden. Es ist ganz normal, sich so zu fühlen – aber es ist keine gute Idee, auch so zu handeln.“
  • „In diesen Zeiten ist es wichtig, dass ich weiß, wo du bist und wie ich dich erreichen kann.“ Versichern Sie dem Jugendlichen, dass diese zusätzliche Kontrolle nur vorübergehend ist, bis sich die Dinge wieder stabilisiert haben.

Verhalten des Jugendlichen: Ängste davor, dass das Ereignis sich wiederholt und dass die Erinnerungen stark belasten.

Reaktion der Eltern

  • Helfen Sie dem Jugendlichen, verschiedene Situationen zu erkennen, die Erinnerungen an das traumatische Ereignis hervorrufen (z. B. Menschen, Orte, Geräusche, Gerüche, Gefühle, Tageszeiten). Erklären Sie den Unterschied zwischen dem Unglück selbst und den Erinnerungen, die danach auftreten.
  • Erklären Sie ihm, dass Berichterstattungen von dem Ereignis in den Medien Ängste vor einem erneuten schlimmen Ereignis auslösen können.

Was Eltern tun oder sagen können

  • „Wenn du daran erinnert wirst, kannst du versuchen, dir selbst zu sagen: ‚Ich bin jetzt traurig, weil ich an das Unglück erinnert werde, aber es ist jetzt anders und ich bin in Sicherheit.‘“
  • Schlagen Sie Folgendes vor: „Nachrichten schauen kann es schlimmer machen, weil sie immer wieder die gleichen Bilder zeigen. Wollen wir nicht aufhören, im Internet zu surfen?“

Verhalten des Jugendlichen: plötzlicher Wandel in zwischenmenschlichen Beziehungen

Jugendliche können sich von ihren Eltern, ihrer Familie und selbst von Gleichaltrigen zurückziehen. Sie können stark auf das elterliche Verhalten in der Krisensituation reagieren.

Reaktion der Eltern

  • Erklären Sie dem Jugendlichen, dass ein solches Unglück Familien und Freundschaften belastet und dass das ganz normal ist. Betonen Sie, dass Familie und Freunde eine notwendige Unterstützung in der Zeit nach dem Unglück sind.
  • Fördern Sie Toleranz dafür, dass Familienmitglieder unterschiedlich auf das Unglück reagieren und damit umgehen.
  • Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre eigenen Gefühle.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Verbringen Sie als Familie mehr Zeit damit, darüber zu sprechen, wie es allen geht. Sagen Sie: „Es ist völlig normal, dass wir aneinander herumnörgeln – nach allem, was wir durchgemacht haben. Ich denke, wir gehen mit der ganzen Sache erstaunlich gut um. Es ist gut, dass wir einander haben“
  • Sie könnten sagen: „Ich schätze es, dass du ruhig geblieben bist, als dein Bruder letzte Nacht geschrien hat. Ich weiß, er hat auch dich aufgeweckt.“
  • „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich gestern dir gegenüber so gereizt war. Ich werde noch stärker daran arbeiten, ruhig zu bleiben.“

Verhalten des Jugendlichen: radikale Veränderungen in den Einstellungen

Reaktion der Eltern

  • Erklären Sie, dass sich Menschen verändern, die so ein Unglück erlebt haben und dass dies sehr häufig ist. Erklären Sie, dass mit der Zeit aber alles wieder normaler wird.

Was Eltern tun oder sagen können

„Wir stehen alle unter starker Belastung. Wenn das Leben derart unterbrochen wird, fühlen sich alle Menschen ängstlicher, wütender – auch voller Rachegefühle. Es mag nicht so scheinen, aber wir werden uns alle wieder besser fühlen, wenn wir zu einem geordneten Alltag zurückkehren.“

Verhalten des Jugendlichen: Sorge um andere Opfer und Familien

Reaktion der Eltern

  • Unterstützen Sie den Wunsch des Jugendlichen, anderen zu helfen. Er sollte aber nicht das Gefühl bekommen, wie ein Erwachsener für Dinge verantwortlich zu sein.

Was Eltern tun oder sagen können

  • Helfen Sie dem Jugendlichen, Projekte zu finden, die angemessen und wichtig sind (z. B. einkaufen gehen).

Kontakt

Gerne können Sie uns unter nachfolgendem Kontakt eine Nachricht zukommen lassen:

Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)

Klosterstraße 64, 10179 Berlin

E-Mail: info@bptk.de

Tel.: 030 278785-0

Fax: 030 278785-44